Das seit 2023 gültige novellierte Tierarzneimittelgesetz betont die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Antibiotikaeinsatzes, um insbesondere die Entstehung und Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen einzudämmen. Dies beinhaltet die Begründung einer Antibiotikaanwendung in jedem Einzelfall. In diesem Kontext rückt insbesondere der Einsatz von Antibiotika zum Zeitpunkt des Trockenstellens von Milchkühen in den Fokus, da dieser bislang einen hohen Anteil am gesamten Antibiotikaeinsatz in der Milchviehhaltung hat.
In der Vergangenheit wurden verschiedene Vorgehensweisen für den selektiven Antibiotikaeinsatz beim Trockenstellen erstellt. Das Ziel besteht darin, dass lediglich Kühe mit einer nachgewiesenen Infektion oder dem Verdacht auf eine Infektion des Euters antibiotisch behandelt werden, um die Trockenstehzeit gezielt für eine Therapie nutzen zu können. Vielfach konnte mit solchen Konzepten nachgewiesen werden, dass Antibiotikagaben deutlich eingespart werden können, ohne die Eutergesundheit der Herde nachteilig zu beeinflussen.
Beispiele für solche Vorgehensweisen zum selektiven Trockenstellen sind:
Einfach die einzelnen fünf Felder anklicken um zu den entsprechenden PDF Dateien zu gelangen!
Dort erhälst du dann nähere Informationen.
Diese verschiedenen Vorgehensweisen beinhalten eine tierindividuelle Datenanalyse und Diagnostik, um die einzelne Behandlungsentscheidung zu treffen. Hinzu kommen betriebsindividuelle Gegebenheiten wie die Teilnahme an der Milchkontrolle und das Nichtvorhandensein von hochinfektiösen Mastitiserregern. Das im Projekt IQexpert entwickelte Expertensystem für das selektive Trockenstellen bietet wertvolle Unterstützung, indem es unter anderem automatisch Daten zusammenführt und bewertet sowie eine Kommunikation mit dem Nutzer ermöglicht (siehe Modul 3 – IQexpert).
IQexpert im eigenen Betrieb einsetzen
Das IQexpert Expertensystem wird von folgendem LKV bereitgestellt:

LKV Bayern:
Die digitale Entscheidungshilfe zum selektiven Trockenstellen kann in den LKV-Anwendungen des LKV Bayern e.V. abgerufen werden.
Informationen zur Teilnahme und Anwendung finden Sie im Modul ProGesund unter „Trockenstellen“ oder kontaktieren Sie Ihre MLP-Fachabteilung des LKV Bayern e.V.
Eine Übersicht und Hilfe zur digitalen Entscheidungshilfe zum selektives Trockenstellen im LKV Herdenmanager finden sie hier.
Der LKV Bayern bietet Online Schulungen zur Anwendung des Entscheidungsbaumes an. Die nächsten Termin und die Anmeldung im LKV Portal sind unter „Aktuelles“ auf der LKV Bayern Homepage zu finden.
Die digitale Entscheidungshilfe zum selektiven Trockenstellen folgt demnächst bei weiteren LKVs.
Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der unterschiedlichen Vorgehensweisen ist die gute und abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Hoftierarzt und Milchviehhalter, die im Rahmen einer tierärztlichen Bestandsbetreuung erarbeitet und evaluiert wird.
Nachfolgend sind nach Bereichen Merkblätter zum Download zusammengestellt, die eine Unterstützung beim selektiven Trockenstellen bzw. einer guten Eutergesundheit bieten.
- Was bedeutet Monitoring der Eutergesundheit?
- Eutergesundheitskennzahl: Anteil eutergesunde Tiere
- Eutergesundheitskennzahl: Neuinfektionsrate i.d. Laktation
- Eutergesundheitskennzahl: Neuinfektionsrate i.d. Trockenperiode
- Eutergesundheitskennzahl: Heilungsrate i.d. Trockenperiode
- Eutergesundheitskennzahl: Erstlaktierendenmastitisrate
- Eutergesundheitskennzahl: Anteil schlechte Heilungsaussichten
- Viele Neuinfektionen in der Trockenperiode-was tun?
- Habe ich zu viele Kühe mit chronischen Euterentzündungen?
Durch das Eutergesundheitsmonitoring mittels Eutergesundheitskennzahlen behält man kontinuierlich den Überblick. So können negative Trends rechtzeitig erkannt und problematische Bereiche im Betrieb identifiziert werden. Eine systematische Herangehensweise ist entscheidend, um die Eutergesundheit zu verbessern. Dazu gehören präventive Maßnahmen, die beispielsweise darauf abzielen einen Zielwert von weniger als 15 % Neuinfektionen während der Trockenstehzeit zu erreichen.
Mit regelmäßigen mikrobiologischen Untersuchungen (z. B. Viertelgemelksproben von Kühen mit klinischen Mastitiden oder hohen Zellzahlen) kann der Leitkeim im Betrieb bestimmt werden. Diese Untersuchung ermöglicht es auch, potenzielle Infektionen vor dem Trockenstellen zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Der California-Mastitis-Test (= CMT = Schalmtest) kann die Eutergesundheit direkt vor dem Trockenstellen überprüfen.
Die Kenntnis der Mastitiserreger und Antibiotikaresistenzen, die einer Infektion zugrunde liegen, ist entscheidend für eine gezielte Antibiotikatherapie. Damit Infektionen vermieden werden, müssen präventive Maßnahmen ergriffen werden, um Infektionswege zu unterbrechen und das Risiko von Infektionen zu minimieren. Hierzu zählt die größtmögliche Hygiene bei der Anwendung von Euterinjektoren.
- Ist meine Kuh frei von Staphylococcus aureus?
- Wie bekämpfe ich Staphylococcus aureus?
- Wann ist eine Mastitis unheilbar?
- Was muss ich bei der Anwendung interner Zitzenversiegler beachten?
- Was muss ich bei der Anwendung von Eutertuben beachten?
Die erfolgreiche Umsetzung des selektiven Trockenstellens wird durch eine optimierte Tierhaltung unterstützt. Dies beinhaltet nicht nur das Management während der Trockenstehphase, sondern erstreckt sich ebenso über die gesamte Laktationsperiode. Eine bedarfsgerechte Fütterung, eine tiergerechte Haltung, eine sorgfältige Hygiene und eine kontinuierliche Gesundheitsüberwachung sind entscheidende Voraussetzungen für eine optimale Eutergesundheit.
- Was sind Zitzenkonditionsstörungen?
- Wie verhindere ich Euterinfektionen beim Melken?
- Wie überwache ich die Eutergesundheit beim automatischen Melken?
- Checkliste: Melkprozess „Zitzenkondition“
- Checkliste: Melkprozess „Tierbeobachtungen“
- Checkliste: Melkprozess „Sauberkeitsscore“
- Der Melkprozess
- Wie beurteile ich den Melkprozess?
- Wie ist die richtige Melkreihenfolge?
- Wie funktioniert der U-Griff beim Melken?
- Zitzenreinigung – worauf ist zu achten?
- Wie melke ich richtig vor?
- Melken meine Tiere zu langsam?
- Sind meine Kühe gut ausgemolken?
- Welche Einstreumaterialien reduzieren das Mastitisrisiko?
- Was muss ich bei der Boxengestaltung und Tierhaltung beachten?